Ein Bericht von Barbara Olbrich:
Langeweile sieht definitiv anders aus. Hamburg erwartete uns mit kühlem, stürmisch, böigen Wetter und nicht zu vergessen, mit jeder Menge Regen!
Wir drei Aero-Segler, Jan, Christian und Barbara hatten uns zur MdM angemeldet und segelten als Crew auf einer VXone. Schon am Freitag trafen wir zum Probesegeln im Hamburger Segelclub an der Außenalster ein. Ein wenig schlotterten uns die Knie, als wir unter diesen anspruchsvollen Bedingungen aufs Wasser gingen, mit einem uns völlig unbekannten Kielskiff Boot, was von Privateignern für uns Regattateilnehmer ausgeliehen war.
Die One-Design-Klasse mit 80kg Kielschwert, einer Länge von 5,79m und einer Breite von 2,19 m segelte sich super. Etwas ungewohnt war, dass wir Einhandsegler uns nun als Team zusammenfinden mussten, was uns ziemlich gut gelang. Barbara als Steuerfrau, Christian an Position 2 an der Großschot und Jan an der Fock. Zusätzlich gab es noch das Gennaker zu bedienen.
Der Wind hackte gehörig und eine der einfallenden Böen brachte uns gleich mal beim Vorwindkurs zum Kentern. Die VXone ließ sich mit etwas Mühe wieder aufrichten. Ehe wir uns versahen, war das Probesegeln schon rum und die nächste Crew wechselte auf unser Boot.
Am Samstag Morgen ging die eigentliche Meisterschaft los und wir segelten über 2 Tage kurze „Umpired Fleet Races“, gegen wechselnde Teams, immer 6 Boote pro Rennen und erstaunlich viele Schiedsrichterboote dazwischen. Dank einer ausgeklügelten Organisation fanden die Bootswechsel immer auf dem Wasser statt. Permanente Motorboot-Shuttles zwischen Steg und Regattagebiet machten dies möglich. Uns standen 2 Minuten zur Bootskontrolle zur Verfügung, bevor dann ein 3-Minuten Start durchgeführt wurde.
Extrem spannend war dann für uns im ersten Lauf, nach Erreichen der Luvtonne, das Setzen des Gennakers, den wir somit zum ersten Mal aus seiner Tüte befreiten. Irgendwie schon verrückt, man segelte doch tatsächlich eine besondere Regatta mit und weder Jan noch Barbara wussten, wie man einen Gennaker setzt und segelt! Immerhin konnte Christian mit seiner Dickschiff-Erfahrung aufwarten und wir schafften es somit, unsere Ehre etwas zu retten. Nach dem dritten Lauf waren wir dann richtig gut eingespielt und die Sache begann Spaß zu machen und wir schafften es meistens, irgendwie am Feld dran zu bleiben oder auch mal einen Zweikampf auszutragen. Allerdings mussten wir ständig auf der Hut sein, denn der drehende, extrem böige Wind, mit zum Teil weit über 25 Knoten, machte jeden Vorwindkurs zur echten Herausforderung. Hinzu kam, dass hier auch ein „anderer“ Wind unter den Kontrahenten wehte, als bei unseren gewohnten Aero-Regatten, und jeder mit allen Raffinessen kämpfte.
Das Finalrennen fand am Sonntag Nachmittag unter den 6 besten Segelteams statt. Der Wind hatte dafür nochmal ordentlich zugelegt und der Regen kam waagrecht. Am Startschiff hing die Whisky-Flagge, es durfte daher leider nicht mit Gennaker gestartet werden, was dann für eine nicht ganz so spektakuläre Wettfahrt sorgte, wie sich das die Segler und Zuschauer eigentlich erhofft hatten. Das Team Philipp Buhl hatte wohl eine Privatbö erwischt und düste mit deutlichem Abstand als erstes über die Ziellinie und platzierte sich damit im Gesamtrennen auf Platz 1. Unter den 23 teilnehmenden Crews befanden sich immerhin zwei sehr erfolgreiche reine Damenteams, von denen die Silke Basedow Crew souverän auf Platz 3 landete.
Wir drei Aero-Segler fanden diese Veranstaltung einfach mega, hatten so viel Spaß und genossen es, in einer sehr netten Community Erfahrungen auszutauschen, einfach dabei zu sein und sich an der tollen Organisation des Hamburger Segelclubs zu erfreuen. Großen Respekt hatten wir vor Iris Kamml (Vorsitzende der Klassenvereinigung VXone), die die 6 VXone plus ein Ersatzboot ausschließlich von Privateignern geliehen hatte und für alle Boote den Transport über richtig große Distanzen bis nach Hamburg organisiert hatte, diese dann aufriggte, ins Wasser krante und permanent während des laufenden Rennens reparierte. Einfach nur Daumen hoch dafür.
