RS Aero International Regatta am Lago Maggiore: Flaute, Regen, große Felder und doch ein voller Erfolg

Ein Bericht von Jan Balke:

Von Freitag bis Sonntag (6.–8. Juni 2025) fand am Lago Maggiore in Cannobio die RS Aero International Regatta statt. Trotz herausfordernder Wetterbedingungen lockte das Event ein internationales Teilnehmerfeld mit 45 Meldungen aus zehn Nationen an und sorgte insbesondere in der RS Aero 9-Klasse für das größte internationale Feld seit langer Zeit.

Frühe Anreise – wenig Wind

Bereits im Verlauf der Woche reisten die Seglerinnen und Segler an, um sich auf das dreitägige Event vorzubereiten. Über 18 Teilnehmende nahmen an einem dreitägigen Vorbereitungs-Training der deutschen Klassenvereinigung teil, das unter leichtem Nieselregen und dichten Wolken durchgeführt wurde – ein Vorgeschmack auf die kommenden Tage.

Der Lago Maggiore ist im Frühsommer bekannt für seine Thermik, doch dieses Jahr machte ein fast durchgehend nasses Wetterfenster einen Strich durch die Rechnung: Täglicher Regen, kaum Sonneneinstrahlung – die berühmte „Inverna“, der lokale Südwind, ließ sich kaum blicken. Nur der Donnerstag vor der Regatta bot für kurze Zeit segelbare Bedingungen. Vier Segler konnten am Morgen bei brauchbarem Wind aufs Wasser – der wohl beste Segeltag der Woche.

Tag 1 – Regattaauftakt im Nassen

Der erste offizielle Regattatag begann mit einem kräftigen Regenschauer. Doch pünktlich zum Start am späten Vormittag lichteten sich die Wolken, die Sonne zeigte sich zaghaft – und mit ihr kam ein laues Lüftchen. Die Wettfahrtleitung schickte die Flotten der RS Aero 7 und RS Aero 9 auf zwei Leichtwind-Rennen, während die RS Aero 6-Flotte nur einen gültigen Lauf absolvieren konnte.

Der Kurs war trickreich: Winddreher von bis zu 15 Grad machten taktisches Feingefühl erforderlich, und wer den Druck auf der rechten Seite des Kurses fand, hatte klare Vorteile. Trotz der schwierigen Bedingungen kam gutes, faires Racing zustande – ein gelungener Auftakt.

Tag 2 – Shifty, tricky, tactically tight

Auch am zweiten Tag spielte das Wetter nicht mit – Regen, flauer Wind, drehende Böen. Dennoch konnten alle drei Klassen zwei weitere Wettfahrten segeln. Dabei zeigte sich, dass kleine Fehler große Auswirkungen hatten: Wer zu früh auf eine Seite des Kurses festgelegt war, verlor schnell viele Plätze.

In der RS Aero 6-Flotte übernahm Roy van Maanen (IRL) die Führung, knapp vor Juliane Barthel (GER) und Sofiia Naumenko (UKR). Besonders in dieser Klasse war das Feld eng zusammen, Überholmanöver und Matchrace-Situationen waren an der Tagesordnung.

In der RS Aero 7 setzte sich Andreas Gerster (SUI) an die Spitze, gefolgt von Sandy Day (GBR) und Matej Mlcoch (CZE).

Das größte Feld, die RS Aero 9 mit 19 Booten, wurde von Peter Barton dominiert, dicht gefolgt von Marcus Walther (GER) und Tim Woodcock (FRA). Barton zeigte über beide Tage konstante Leistungen bei schwierigen Bedingungen – ein Erfahrungsbonus, der sich auszahlte.

Am Abend traf sich die gesamte Flotte zur traditionellen Risotto-Party im Oratorio Don Silvio Gallotti. Es wurde gelacht, gefachsimpelt – und gefeiert: Frank Hoogland (SUI) gewann zum Geburtstag nicht nur eine Trophäe, sondern auch die Regatta-eigene Tombola mit einem liebevoll gefertigten, handgeschnitzten RS Aero Pokal aus regionalem Holz.

Tag 3 – Warten, Sonne, Finale

Endlich Sonne! Doch wieder ließ der Wind lange auf sich warten. Die Flotte verbrachte den Vormittag unter AP-Flagge an Land – Espresso, Fachgespräche und Sonnenbaden ersetzten vorübergehend den sportlichen Wettkampf.

Gegen Mittag stellte sich dann endlich ein stabiler Südwind ein. Die Wettfahrtleitung nutzte das Fenster und brachte vier Rennen durch.

Im RS Aero 6-Feld drehte Sofiia Naumenko (UKR) noch einmal richtig auf und sicherte sich mit starken Starts und kluger Taktik den Tagessieg und damit auch den Gesamtsieg vor Juliane Barthel (GER) und Roy van Maanen (IRL).

In der RS Aero 7-Klasse wechselte die Führung: Sandy Day (GBR) konnte sich an Andreas Gerster (SUI) vorbeischieben. Dritter blieb Matej Mlcoch (CZE), der konstant im Vorderfeld segelte, aber nie ganz an die Spitze kam.

In der RS Aero 9 wurde es über die vier Läufe noch mal spannend, die Gesamtwertung dominiert Peter Barton souverän und unterstrich damit seine Klasse. Marcus Walther (GER) wurde verdient Zweiter vor Timothy Woodcock (FRA), der ebenfalls mit sauberer Technik und guter Bootsgeschwindigkeit überzeugte.

Fazit: Ein Sieg über das Wetter

Die RS Aero International Regatta in Cannobio war trotz meteorologischer Herausforderungen ein voller Erfolg. Die Stimmung unter den Seglerinnen und Seglern war ausgesprochen positiv, das Revier zeigte sich von seiner charmanten, wenn auch launischen Seite – und der Veranstalter schaffte es, faire Rennen unter schwierigen Bedingungen zu ermöglichen.

Mit 45 Booten aus zehn Nationen, großem sportlichem Einsatz und einer starken Gemeinschaft war die Regatta nicht nur ein sportliches, sondern auch ein menschliches Highlight der internationalen RS Aero Szene. Und wenn der Lago Maggiore beim nächsten Mal wieder mit Thermik lockt, dürfte die Teilnehmerzahl sogar noch steigen.

Deutsche Ergebnisse im Überblick

Die deutsche Delegation lieferte insgesamt eine sehr solide Leistung. Besonders stark präsentierten sich Juliane Barthel, die in der RS Aero 6-Flotte den zweiten Platz errang und Marcus Walther der mit Platz zwei bei den RS Aero 9 – gegen das größte internationale Teilnehmerfeld dieser Klasse seit Jahren überzeugte. Hier die deutschen Platzierungen im Detail:

RS Aero 6

2. Juliane Barthel
4. Jan Balke
5. Nana Rausch
8. Barbara Olbrich
9. Gert Keppler

RS Aero 7

8. Hans-Jürgen Kurth

RS Aero 9

2. Marcus Walther
11. Jörn Domres
13. Steve Taylor
14. Christian Lemmer
15. Sebastian Kaiser
19. Martin Hoffmann

Ergebnisse